Gewaltfreie Kommunikation und Spiritualität
Wenn wir die Gewaltfreie Kommunikation kennen lernen, erleben wir sie als eine Kommuniukationsmethode, als ein Modell mit dem wir unsere Konflikte lösen können. Wenn wir uns dann länger und tiefer mit dieser „Methode“ beschäftigen erkennen wir, dass ihr eine Lebenshaltung, eine gewisse Spiritualität zugrunde liegt. Selbst wenn wir die GFK mechanisch als eine Technik anwenden, beginnen wir Dinge zwischen uns und anderen Menschen zu erfahren, die wir zuvor nicht erfahren haben. Unsere innere Haltung beginnt sich zu verändern. Eine Teilnehmerin unserer Übungsgruppe sagte einmal: „Die Persönlichkeit verändert sich, wenn wir beginnen so zu reden.“
Die Gewaltfreie Kommunikation ist nicht das Ziel. Sie ist das Werkzeug, dass uns hilft unser Ziel zu erreichen. Es gibt im Buddhismus ein Gleichnis, welches ich hier vorstellen möchte:
Das Floß über den Fluß…
Stellt Euch einen wirklich wunderbaren, schönen und heiligen Ort vor. Stellt Euch vor, Ihr könntet wirklich Gott kennen lernen, wenn ihr an diesen Ort kämt. Aber nehmen wir an – da ist ein Fluß zwischen Euch und dem Ort. Und um dorthin zu kommen, müsstet ihr über diesen Fluß.
Ihr beschafft euch also ein Floß – und dieses Floß ist wirklich geeignet, euch über den Fluß zu bringen. Und am anderen Ufer könntet ihr leicht den restlichen Weg zu Fuß zurücklegen.
Die buddhistische Geschichte endet nun damit, dass sie sagt:
Derjenige ist ein Narr, der nach der Überquerung des Flusses sich das Floß auf den Rücken bindet und weiter mit sich trägt.
Marshall B. Rosenberg hat gesagt, die Gewaltfreie Kommunikation ist etwas, um mich über den Fluss meiner kulturellen Konditionierung hinweg zu bringen, sodass ich leichter an diesen gewünschten Ort gelangen kann.
Sie ist nicht der Ort.
Gewaltfreie Kommunikation ist eines der wirksamsten Werkzeuge, die ich gefunden habe, mich mit Menschen auf eine Weise zu verbinden, die uns hilft, uns mit dem Göttlichen zu verbinden. Dadurch wird alles, was wir füreinander tun, aus einer göttlichen Energie gespeist.Wenn wir mit dem Göttlichen in anderen und in uns selbst verbunden sind, werden wir genießen, was immer geschieht – und das ist die spirituelle Grundlage. An diesem Ort kann keine Gewalt existieren.
Das ist der Ort, an den ich gelangen möchte.
(Marshall B. Rosenberg: Lebendige Spiritualität)